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Meldung 033
Friedensnobelpreisträgerin: Es geht um Verantwortung
Wenn Versöhnung das falsche Wort ist. Eine Diskussion über den Ukraine-Krieg.
Friedensverhandlungen mit Wladimir Putin über den Ukraine-Krieg sind nach den Worten der Friedensnobelpreisträgerin Irina Scherbakowa eine Illusion. Jedes seiner Worte sei Lüge und mit Manipulation verbunden, sagte das Gründungsmitglied der Menschensrechtsorganisation Memorial/Moskau am Freitag bei einer Diskussionsveranstaltung auf dem Erfurter Katholikentag. In seinem berühmten Aufsatz vom Sommer 2021 habe Putin die Gründe für den Krieg dargelegt. Darin spreche er der Ukraine ab, eine eigene Nation zu sein und einen eigenen Staat haben zu dürfen. Das hätte man ernst nehmen sollen, gab sie zu bedenken.
Mit dem Begriff "Versöhnung" hat Scherbakowa ebenfalls ihre Schwierigkeiten, wie sie einräumte. Denn er vertusche vieles und schaffe die gefährliche Illusion, dass es schnell passieren könne. Wenn es um Russland gehe, müsse man von Verantwortung reden. So müsse Russland mithilfe internationaler Gerichte zur Verantwortung gezogen werden. Die Taten seien aufzuarbeiten. Schon jetzt werde von neuen "Nürnberger Prozessen" gesprochen. Zugleich plädierte sie dafür, dass die Russen nach diesem Krieg Reparationszahlungen an die Ukraine zu zahlen hätten. "Und das wird jeden Menschen in Russland betreffen." Auf der menschlichen Basis bedeute das eine sehr tiefe Arbeit, angesichts dessen, in was sich die russische Gesellschaft in diesem Krieg verwandelt habe.
Durch die Putinsche Indoktrination sei eine unglaubliche Verfälschung der Geschichte in den Schulen passiert, erinnerte die Friedensnobelpreisträgerin. Noch gebe es Lehrer, die versuchten, dem entgegenzuarbeiten. Doch am Ende könne man Russland nicht eliminieren oder besetzen wie einst Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Aber es gelte, Kräfte zu unterstützen, die sich wehrten. Zudem müsse nach den aus der Ukraine verschleppten Kindern gesucht werden. Auch welche Verluste an Soldaten die russische Armee gehabt habe, müsse aufgeführt werden. Schon jetzt gebe es Menschen, die sich bemühten dies aufzulisten. Denn dies werde für die Stimmung im Land eine Rolle spielen.
Der ukrainische Kirchenhistoriker Oleh Turiy sagte, wer sich nach Frieden und Versöhnung sehne, müsse über die Ursachen nachdenken und darüber wie dieser Krieg beendet werden könne. Auch er plädierte dafür, jene zu verurteilen, die für den Angriffskrieg verantwortlich seien. Die CDU-Politikerin Annegret Kramp-Karrenbauer schreibt der katholischen Kirche eine wichtige Rolle im Dialog mit den anderen Kirchen zu. "Wo wir Gesprächskontakte haben, sollten wir sie nutzen." Dabei verwies sie auch auf die Arbeit des katholischen Osteuropahilfswerks Renovabis.
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